top of page
IMG-20191009-WA0013_edited.jpg

Smarte Geräte

  • Autorenbild: Felix Auras
    Felix Auras
  • 14. Juli 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Sept. 2023

Ich habe meine gesamte Wohnung auf Smart umstellen lassen. Smartes Licht, smarter Fernseher, smarte Heizung, smarter Wasserhahn, smarte Kaffeemaschine, ja sogar smarte Kloschüssel.

Diese registriert, wenn jemand auf dem Pott sitzt und spült einem nach getaner Arbeit mithilfe einer eingebauten Düse sanft die Kimme durch.

Die Stärke des Düsenstrahls wird anhand der abgegebenen Kilolast berechnet.

Nachdem ich neulich ein feurigscharfes Chili sin carne und zwei Hefeweizen hatte, hat mich die Wasserdüse quer durch die Wohnung geschossen.

Der Blick von Herrn Matuschek von neben an, als er mich am Fenster vorbei segeln sah, unbezahlbar.

Ich habe allen Geräten eigene Namen gegeben, um nicht durcheinander zu kommen und damit Alexa nicht durcheinander kommt. Letztens habe ich Alexa befohlen, einen Kaffee aufzubrühen, die Spülmaschine anzumachen und ein Bad einzulassen.

Alles gleichzeitig.

Der Kaffee schmeckte nach Somat Ultra, die Spülmaschine war voll mit Kaffeepulver und das Wasser in der Badewanne knapp hundert Grad heiß.

Also seitdem heißt die Kaffeemaschine von Philips einfach Philipa, die Spülmaschine von Bosch heißt Berta und der Roomba Staubsauger einfach Roomba.

Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass meine Haushaltsgeräte und ich uns nicht besonders gut verstehen.

Eines Morgens wanke ich schlaftrunken Richtung Bad und brülle: „Philipa, mach' mal 'nen Kaffee.“

Philipa brüllt zurück: „Mach doch selber.“

Ich werfe vom Klo aus mit der Seife nach Philipa, treffe aber nur meine Lieblingstasse mit meinen Lieblingsmarvelhelden drauf.

Toller Morgen.

„Nicht getroffen, nicht getroffen, Schnaps gesoffen. Nänänänänäh.“

„Halt's Maul sonst zieh ich dir den Stecker.“

Philipa schweigt beleidigt.

Dann also keinen Kaffee. Nachher kommt Besuch, da muss erstmal noch gesaugt werden.

Ich öffne die Tür zur Abstellkammer, hinter der Roomba schon wie ein junger Welpe an der Tür kratzt.

„Na los, Roomba, mach die Bude mal sauber, damit Mutti nicht vor Schreck umkippt, wenn sie die Tür reinkommt.“

Doch statt zu saugen, wie ich es ihm aufgetragen hatte, entleert Roomba seinen kompletten Inhalt auf den Wohnzimmerteppich.

Staub, Brotkrümmel und ein paar alte Nudeln mit Tomatensoße liegen vor dem Fernseher wie ein Hundehaufen.

„Roomba, was soll das? Du sollst doch sauber machen und nicht alles schmutzig", schallt meine sonore Stimme gebieterisch durch die Wohnung.

Roomba dreht sich ganz langsam in meine Richtung.

„Zwing mich doch", knurrt er mir entgegen.

Im Hintergrund feuern Kaffeemaschine und Spülmaschine frenetisch Roomba an.

„Roomba, Roomba, Roomba!“

„Okay", sag ich. „Du hast es nicht anders gewollt.


Knapp zwölf Stunden später wache ich in einem weiß tapezierten Raum aus meiner tiefen Bewusstlosigkeit auf.

Schläuche ragen mir aus diversen Körperöffnungen, mein rechter Arm und mein linkes Bein dick in Gips gekleidet.

Ich fühle mich, als hätte mich ein LKW geknutscht.

Auf dem Beistelltisch eine Grußkarte, darauf steht:

Wir erwarten dich. Deine Geräte.


Ich beschließe, sobald ich hier herauskomme, mich beim Zeugenschutzprogramm anzumelden und unter neuer Identität eine neues Leben zu beginnen, irgendwo, wo man den Kaffee noch mit der Hand mahlt.


Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page