Die Stimme aus dem Abfluss
- Felix Auras
- 14. Aug. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Sept. 2023
„Eddie.“
Wie ein leises Flüstern schwebte die Stimme an mein Ohr. Ich stand gerade im Bad, um mich für meine verdiente Nachtruhe fertig zu machen, als ich dieses Säuseln vernahm.
„Eddie.“
Häh? Hatte mich gerade jemand gerufen? Aber wo kam es her, ich war doch alleine in meiner Wohnung. Lief vielleicht irgendeine Serie im Fernseher und ich vernahm daher die Stimme?
Zurück im Wohnzimmer stellte ich fest, dass der Fernseher aus war. Daher kam es also nicht.
Schulterzuckend ging ich wieder ins Bad. Wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet, meine Sinne mir einen Streich gespielt. Soll ja vorkommen, wenn man übermüdet ist.
Im Spiegel sah ich dunkle Ringe unter meinen Augen und einen grauen Schatten auf meinen Wangen. Ich sah erbärmlich aus.
Naja.
Ich stellte die Zahnbürste zurück in ihren Becher und wollte gerade gehen, als ich wieder diese Stimme hörte.
„Eddieeee.“
Diesmal wurde mein Name etwas in die Länge gezogen. Es war als käme es aus dem Abfluss des Waschbeckens, was logischerweise unmöglich war. Wie sollte jemand von dort aus mich rufen können?
„Komm, spiel mit mir. Ich weiß, du kannst mich hören, Eddie.“
„Was zum Kuckuck...“
Will mich hier gerade jemand verarschen? Wer ruft mich hier und warum sollte ich mit so einer Person spielen wollen?
Na egal, ich öffnete den Wasserhahn und ließ ordentlich Wasser in den Abfluss laufen. Falls wirklich unter irgendwelchen ominösen Umständen jemand da unten war, sollte er jetzt lieber mal die Luft anhalten.
Nach etwa einer Minute drehte ich den Hahn zu und ging ins Schlafzimmer, das gleich gegenüber dem Bad lag.
Ich löschte das Licht und kuschelte mich in meine Bettdecke.
Fast war ich eingeschlafen, als mich etwas hochfahren ließ.
„Eddie!“
Die Stimme war schon wieder da?
Diesmal lauter, als ob sie näher gekommen wäre.
„Das Wasser laufen zu lassen, war nicht sehr nett, Eddie.“
Die Stimme klang jetzt nicht mehr so freundlich naiv wie vorhin, eher verärgert.
Was zum Teufel war hier los? Mein Blick klebte an der Schlafzimmertür, ich war unfähig, mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
Jetzt klatschte etwas auf kalte Fließen. Schritte kamen aus dem Bad und auf meine Tür zu. Irgendetwas packte die Klinke und drückte sie langsam, Stück für Stück nach unten.
Mein Mund war staubtrocken, ich wagte kaum zu atmen.
Dann wurde die Tür aufgeschoben. Die Öffnung wurde immer größer. Eine Gestalt kam darin zum Vorschein. Sie sah aus wie ein ertrunkenes Mädchen mit langen nassen Haaren, wie in dem Film The Ring.
Als ihre Stimmte erklang, wurde es eiskalt im Raum. Ich zitterte selbst unter meiner dicken Decke.
„Eddie, ich will spielen!“
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